Herausforderungen in der Testautomatisierung

Agile Softwareentwicklung fordert hohe Qualität und schnelle Lieferzyklen. Testautomatisierung ist dafür essenziell – bringt aber zwei typische Hürden mit sich:

  1. Getrenntes Know-how: Fachtester:innen kennen die Anforderungen, technische Automatisierer:innen die Umsetzung. Doch oft fehlt das jeweils andere Wissen.
  2. Verzögerungen durch Prozessbrüche: Änderungen an automatisierten Tests erfordern häufig aufeinanderfolgende Arbeitsschritte zwischen Fach- und Technikteam – das kostet Zeit.

Ziel: Spezifikation = Automatisierung

Die Lösung: Ein Ansatz, bei dem Tests direkt während der Spezifikation automatisiert werden – ohne technisches Vorwissen auf Fachseite oder detailliertes Domänenwissen auf technischer Seite.

Dieser Artikel zeigt, wie ein kombinierter No-Code-/Low-Code-Ansatz mit TestBench und dem Robot Framework genau diese Lücke schließt.

 

Fachlichkeit und Technik – getrennt gedacht, gemeinsam stark

Die Idee: Fachliches Testdesign und technische Automatisierung werden in spezialisierten Tools erstellt – TestBench für die Spezifikation, Robot Framework für die Ausführung.

Beide Werkzeuge basieren auf dem Prinzip des Keyword-Driven Testing und tauschen über definierte Schnittstellen Testdaten und -strukturen aus. Das ermöglicht eine saubere Trennung – und gleichzeitig ein effizientes Zusammenspiel.

Keyword-Driven Testing mit TestBench

Mit dem Testdesigneditor in TestBench lassen sich Testfälle per Drag-and-Drop aus wiederverwendbaren Schritten, den sogenannten Keywords zusammensetzen – ganz ohne Programmierkenntnisse. Testdaten werden als Parameter oder in Datentabellen definiert und übersichtlich verwaltet.

Die Vorteile:

  • Klarheit: Jedes Keyword steht für eine Aktion und erzeugt ein eigenes Testergebnis.
  • Wiederverwendbarkeit: Keywords lassen sich mehrfach einsetzen und zentral pflegen.
  • Effizienz: Änderungen betreffen nur einzelne Keywords – nicht den gesamten Testfall.

 

Beispiel:
Es soll ein Fahrzeug aus Grundmodell, Sondermodell und mehreren Zubehörteilen konfiguriert werden. Die dafür notwendige Testsequenz wird über drei Keywords abgebildet:

Testsequenz Parameter

Die Parameterliste der Testsequenz bildet die Datenschnittstelle der Testsequenz ab:

Parameterliste

Die Werte der Parameter der Testsequenz werden in Datentypen abgelegt und können in der zugehörigen Datentabelle mit Werten belegt werden:

Parameterwerte

Jede Zeile dieser Tabelle bedeutet ein Durchlauf der Testsequenz mit den Werten aus der Zeile, bilden also einen konkreten Testfall ab.

In TestBench entstehen die Spezifikationen der Testfälle, die im Robot Framework als Vorlage für die Implementierung der Testautomatisierung dienen. TestBench stellt somit den No-Code-Anteil der Lösung dar.

Keyword-Driven Testing mit Robot Framework

Auch das Robot Framework setzt auf den Keyword-Driven Ansatz, bei dem Testaktionen durch wiederverwendbare Befehle, den Keywords beschrieben werden. Der Vorteil: Die Tests sind in tabellarischer Form aufgebaut, gut lesbar und auch für Nicht-Techniker:innen nachvollziehbar. Für die Implementierung technischer Keywords sind jedoch grundlegende Programmierkenntnisse hilfreich. Robot Framework bringt viele Standardbibliotheken mit (z. B. BuiltIn, OperatingSystem, Collections) und lässt sich durch hunderte spezialisierte Bibliotheken erweitern – etwa für Webtests mit Selenium oder Browser Library, SAP mit Robosapiens, Datenbanken, APIs und vieles mehr. Erst bei sehr spezifischen Anforderungen müssen eigene Bibliotheken entwickelt werden. Die Tests selbst werden meist in VS Code oder IntelliJ IDEA erstellt – ergänzt durch Plugins wie RobotCode, die Syntax-Highlighting, Code-Vervollständigung und Testausführung direkt in der IDE ermöglichen.

Beispiel: Fahrzeugkonfiguration per Keywords

Ein einfacher Testfall, z. B. zum Konfigurieren eines Fahrzeugs, könnte so aussehen:

 

 

In dieser Darstellung wird jeder Schritt des Testablaufs über ein einzelnes Keyword beschrieben – wie Select Base Model, Select Special Model oder Select Accessory. Jedes Keyword übernimmt dabei eine klar definierte Aufgabe – und lässt sich mehrfach wiederverwenden. Die technische Umsetzung erfolgt in mehreren Ebenen:
Ein Keyword wie Select Base Model ruft intern andere Keywords auf – etwa um UI-Elemente zu finden, auf Sichtbarkeit zu warten und eine Auswahl zu treffen.

 

Transparenz auf jeder Ebene: Das Robot Framework Protokoll

Ein großer Vorteil des Robot Frameworks ist die detaillierte Protokollierung jedes Testschritts – inklusive aller aufgerufenen Keywords, Zeiten, Erfolgs- oder Fehlermeldungen:

 

Robot Framework Protokoll

 

Wie im Beispiel sichtbar, dokumentiert das Robot Framework nicht nur den Ablauf des Keywords Select Base Model, sondern zeigt auch alle internen Schritte – vom Mausklick bis zur Auswahl der richtigen Option. Bei Fehlern kann so gezielt bis auf die unterste Ebene analysiert werden.

 

Technik, die sich anpasst – und integriert

Dank der großen Auswahl an Bibliotheken lassen sich mit Robot Framework nahezu alle Technologien testen – Web, Mobile, Desktop, Datenbanken, APIs, SAP usw. Verschiedene Bibliotheken können sogar innerhalb eines Testfalls kombiniert werden, was flexible End-to-End-Szenarien ermöglicht: vom Webbrowser über SAP bis hin zur mobilen App – und zurück. In Verbindung mit dem No-Code-Design von TestBench wird daraus ein durchgängiger, effizienter Automatisierungsansatz:
Fachtester:innen spezifizieren – Technik setzt um. Schnell, lesbar und robust.

Testdesign trifft Automatisierung – nahtlos synchronisiert

Die in TestBench spezifizierten Testfälle werden direkt in das Robot Framework übertragen – dort mit technischen Keywords umgesetzt. Umgekehrt können bereits realisierte Keywords aus Robot Framework wieder in TestBench eingebunden und für neue Tests genutzt werden.

Das Besondere:
Top-down und Bottom-up funktionieren gleichzeitig.
Fachtester:innen erstellen Szenarien, Technikteams entwickeln die passenden Keywords. Über eine dedizierte TestBench-Erweiterung für Robot Framework bleibt alles synchron – ohne Medienbruch, ohne Zeitverlust. TestBench fungiert dabei als führendes System: Es erzeugt Testfälle, erwartet fertige Keywords – und steuert die Ausführung. Auch die Testdaten werden direkt übergeben, was auf technischer Seite keine eigene Datenlogik erfordert.

Ergebnis: Spezifikation = Automatisierung.

Vorteile der No-Code/Low-Code-Kombination

Die integrierte Lösung aus TestBench und Robot Framework bietet zahlreiche Vorteile:

  • Einfaches Testdesign: Fachanwender:innen erstellen Tests ohne technisches Detailwissen.
  • Zentrale Keyword-Verwaltung: Fachliche und technische Keywords sind sauber getrennt – aber zentral verfügbar.
  • Effiziente Zusammenarbeit: Klar definierte Zuständigkeiten, reibungsloser Austausch.
  • Hohe Wartbarkeit: Keywords lassen sich gezielt pflegen, Änderungen sind schnell umgesetzt.
  • Paralleles Arbeiten: Spezifikation und Umsetzung erfolgen gleichzeitig – ohne Abhängigkeiten.
  • Zukunftssicher: Die Architektur bleibt flexibel und erweiterbar – besonders im sich schnell entwickelnden Technikbereich.

Fazit: Testautomatisierung, die sich anpasst – nicht umgekehrt

Die Kombination von No-Code-Testdesign mit Low-Code-Automatisierung löst die typischen Herausforderungen in der Testautomatisierung auf elegante Weise:

  • Fach- und Technikteams arbeiten effizient zusammen.
  • Automatisierte Tests entstehen frühzeitig – und passen sich agil an.
  • Die Lösung skaliert – von kleinen Szenarien bis zu großen Testsuiten.

Im Vergleich zu reinen No-Code-Lösungen ist der Ansatz deutlich flexibler, nachhaltiger und technisch robuster – und somit eine zukunftssichere Wahl für professionelle Testautomatisierung.

 

Jetzt Whitepaper anfordern!